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Klassische Moderne (ab 1923 - 1940)
Nach der Ausrufung der Türkischen Republik am 29.10.1923 durch Mustafa Kemal Pasa (genannt Atatürk) wird der Regierungssitz nach Ankara
verlegt. Damit verliert Istanbul zum ersten Mal nach 1600 Jahren den Status einer Hauptstadt.
Die Planung der neuen Hauptstadt gibt man zuversichtlich in die Hände europäischer Planer. Atatürk sucht den Bruch mit dem alten Regime
und den Neubeginn der modernen Türkei auch in der Durchsetzung westlicher Architekturvorbilder. Da die Türkei zu diesem Zeitpunkt noch keine
eigene Moderne kreiert hat, entscheidet man sich für den Kultur-Import. Die Folgejahre sind daher geprägt von einer intensiven Zusammenarbeit
mit europäischen und speziell deutschen Architekten und Planern, die auch viele Professorenstellen in den Hochschulen erhalten, um eine
neue Generation von modernen türkischen Architekten auszubilden.
Vor allem CLEMENS HOLZMEISTER, der zum obersten Regierungsarchitekten wird und die wichtigsten Teile des Regierungsviertels plant, prägt
mit seinen modernen monumentalen Funktionsbauten die Architektur der frühen Republikzeit. Sein anfänglicher Assistent ERNST EGLI übernimmt
später die Aufgabe einer Reform des Unterrichtswesen als Chefarchitekt des Unterrichtsministeriums und Professor an der Architekturfakultät
der Akademie der schönen Künste in Istanbul.
Im Gegensatz zu Ankara, das homogen modern auf den Zeichentischen entwickelt wird und eine stilistisch reine Form der Moderne zeigt, bleibt
die Architektur Istanbuls weiterhin eklektizistisch. Hier tritt die Moderne nur vereinzelt auf, und selten in Reinform; vielmehr
vermischen sich weiterhin die vielfältigen Einflüsse aus Vergangenheit und Gegenwart und Istanbul gelingt eine ungewöhnliche Balance aus
Tradition und Moderne.
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